Web Analyse und Datenschutz - Matomo machts möglich
In der Welt des Digital Market Engineerings spielen Web Analytics und die Analyse von Key Performance Indicator (KPI) eine wichtige Rolle, um die richtigen Rückschlüsse für die Marketing Strategie zu ziehen.
In diesem Beitrag widmen wir uns dem weit verbreiteten Web Analytics Tool Matomo. Doch first things first, was genau bedeutet Web Analytics überhaupt?
Web Analytics in a Nutshell
Web Analytics ist ein Teilbereich der Digital Analytics. Darunter fällt die Auswertung von gesammelten digitalen Daten mit denen auf das Verhalten der Besucher*innen einer Website geschlossen werden kann. Solche Daten können unter anderem die Verweildauer, Anzahl Bestellungen oder Abbrüche beim Kaufprozess umfassen. Zudem erfassen und untersuchen Web Analytics Tools Informationen zu einzelnen Nutzer*innen und Nutzergruppen, zum Beispiel Herkunft und Browser [1]. Durch zielgerichtete Analysen, Visualisierungen dieser getrackten Daten und den daraus resultierende Interpretationen können Webseitenbetreiber*innen besser verstehen, wie ihre Webseiten genutzt werden und wie die Click-Paths (= chronologische Seitenaufrufe auf einer Webseite durch eine*n Nutzer*in) aussieht [2, 3, 4]. Solche Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, wie die User Experience der Website verbessert werden kann oder auch wie einzelne Seiten der Website oder eingeführte Marketingmassnahmen performen. Dies erklärt auch den Trend bzw. die Prognose, wieso sich der Wert eines Users (und seiner Daten) im 2025 gegenüber 2018 verdoppeln wird [5].
Wichtig zu erwähnen ist, dass die Webanalyse zur Erzielung eines nachhaltigen Mehrwerts keine einmalige Aufgabe darstellt, sondern als kontinuierlicher Prozess aus Messen, Analysieren und Optimieren zu verstehen ist [3] .
Betriebswirtschaftlich betrachtet können die Erkenntnisse der Webanalyse also unter anderem für die Erreichung von KPI verwendet werden. Zum Beispiel um Umsätze oder allgemein Conversions zu steigern. Um dies zu erreichen, ist neben der Datensammlung, die richtige Auswertung, Einordnung wie auch Konklusion daraus essentiell [3]. Für diesen Zweck nutzen knapp 1 Mio. Webseiten weltweit Matomo als Web Analytics-Tool [6].
Eine kurze Einführung zu Matomo
Matomo begann im Jahr 2007 unter dem Name Piwik als Open Source Projekt, zwei Jahre nach dem Release von Google Analytics [7]. Nebst einer kostenpflichtigen Cloud Version, ist auf matomo.org eine kostenlose “On-Premise” Version verfügbar. Dies bedeutet, dass Matomo auf dem eigenen Server betrieben werden kann und die Hoheit der gesammelten Daten somit beim Seitenbetreiber*in liegt. Der Namenswechsel von Piwik auf “Matomo” kommt nämlich nicht von ungefähr - auf Japanisch bedeutet der Name nämlich “anständig”. Damit wollen die Gründer*innen dieses Web Analytics Tools die Grundprinzipien der Transparenz und Offenheit hervorheben [8].
In der Schweiz steht Matomo im Ranking der meistgenutzten Web Analytics Tools mit 11% des Marktanteils an zweiter Stelle, nach Google Analytics [9]. Weltweit, gemessen im gesamten Internet, steht Matomo mit knapp 2.5% nur an fünfter Stelle [6].
Abb. 1: Matomo steht im schweizweiten Ranking an zweiter Stelle [9].
Abb. 2: Matomo steht im weltweiten Ranking an fünfter Stelle [6].
Worin diese Diskrepanz liegt, lässt sich nur vermuten. Auffällig ist, dass weltweit der Anteil an amerikanischen Webseiten dominiert. Ein möglicher Grund könnte demnach die strengere Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Europa inkl. der Schweiz sein. Dieses Thema erläutern wir im Detail im Abschnitt “Datenschutz als Matomos grösster Vorteil”, doch zuerst möchten wir dir folgende Frage beantworten: Was kann Matomo eigentlich alles?
Matomos Grundfunktionen
Das Analyse-Tool bietet dir eine Vielfalt an Tracking-Funktionen. Mithilfe von Matomo kannst du Statistiken erstellen, welche dir unter anderem eine genaue Analyse des Nutzerverhaltens der Websitenbesucher*innen und der Gesamtperformance deiner Website ermöglichen. Zudem kannst du mithilfe von Matomo auch sehr genaue Besucherprofile erstellen (“Customer Tracking”). Zum Beispiel kannst du anhand deines individualisierten Dashboards sehen, wie viele Besucher*innen du auf deiner Website hattest, wie lange sie auf dieser verweilten und an welcher Stelle sie deine Website wieder verlassen. Du kannst auch sehen, welche Bereiche am häufigsten aufgerufen wurden, aus welchem Land die Besucher*innen kommen, welchen Browser sie benutzen und wie oft sie deine Seite aufgerufen haben [10].
Doch die oben genannten Funktionen sind nur ein kleiner Teil von Matomos Möglichkeiten: Alle Features hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Falls es dich interessiert, kannst du hier die komplette Übersicht aller Features einsehen [12].
Damit du dir unter all den Informationen auch konkret etwas vorstellen kannst, zeigen wir dir im Abschnitt “Matomo in der Praxis” einige Anwendungsfälle dazu.
Datenschutz als Matomos grösster Vorteil
Der wohl grösste Vorteil des Web-Analyse Tools ist zugleich auch das Leitprinzip von Matomo: Die Gewährleistung des Datenschutzes und der Privatsphäre. Doch was heisst das genau?
Du kannst Matomo auf deinem eigenen Server betreiben (On-Premise). Dies bedeutet für dich zwar einen minimal grösseren Aufwand, da du das Tool selber installieren musst, aber es lohnt sich! Du kannst selbst entscheiden, was mit deinen gesammelten Daten geschieht und wo diese gespeichert werden. Das macht es für Drittpersonen praktisch unmöglich, deine Daten z.B. für Marketingzwecke zu verwenden. Deine Daten gehören also nur dir und deinen Nutzer*innen! [10].
Der Datenschutz im Web ist ein immer wichtigeres Thema - vor allem auch für Unternehmen, da sie bei einer Nicht Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO eine Abmahnung riskieren.
Was ist DGSVO?
Die neue Datenschutz-Grundverordnung DSGVO (engl. GDPR – General Data Protection Regulation) vereinheitlicht die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten. Solche personenbezogenen Daten beinhalten Informationen, anhand derer dich ein Unternehmen identifizieren könnte. Dazu gehören zum Beispiel dein Name, deine IP-Adresse und deine Login-Daten [13]. Diese Verordnung soll den Schutz für EU-Bürger*innen erhöhen. Auch Schweizer Unternehmen unterliegen diesen rechtlichen Bestimmungen, wenn sie auf EU-Boden tätig sind [14].
Matomo bietet die Möglichkeit, zusätzliche Funktionen zu aktivieren, welche DSGVO-konform sind und die Privatsphäre der Nutzer*innen gewährleisten [15]. Beispielsweise kann anhand des Plug-Ins “Privacy Manager” die IP-Adresse anonymisiert werden. Auch müssen laut DSGVO Besucher*innen die Möglichkeit haben, der Erstellung eines anonymisierten Nutzerprofils zu widersprechen. Matomo setzt dies mit dem sogenannten “Opt-Out-iFrame” um [16]. Um diese Funktion zu verstehen, machen wir einen kleinen Exkurs zur Thematik der Cookies.
Was sind Cookies?
Cookies sind kleine Textdateien, mit denen Unternehmen einen umfassenden Einblick in die Online-Aktivitäten ihrer Benutzer*innen erhalten können [17]. Diese kleinen Textdateien werden vom Browser verarbeitet und gespeichert und enthalten Informationen, die Aufschluss über das Surf-Verhalten von Nutzer*innen geben. So kann man mithilfe von Cookies zum Beispiel nachverfolgen, wie lange sich jemand auf der Website aufgehalten hat [18].
Cookies unterliegen der DSGVO, wenn Daten zur Identifizierung von Benutzer*innen verwendet werden. Und wie wir vorhin gesehen haben, fällt dies eindeutig in den Bereich des Datenschutzes [17]. Doch was heisst das? Grundsätzlich muss dich ein Unternehmen darüber informieren, dass sie auf ihrer Website Cookies verwenden. Sie haben nämlich die Berechtigung, deine Daten zu verarbeiten, solange du deine Einwilligung dazu gibst. Denn du hast das Recht zu wissen, welche Informationen über dich gesammelt werden und für welche Zwecke diese verwendet werden [13].
Beispiel Cookie-Einstellungen
Abb. 3: Beispiel für Opt In. Kund*innen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Cookie-Einstellungen zu spezifizieren [19]
Cookies ohne ausdrückliche Einwilligung - geht das überhaupt?
Die Antwort darauf lautet: Ja. Grundsätzlich gibt es bei der Bestätigung von Cookie-Bestimmungen zwei Methoden: Opt-In und Opt-Out.
Bei der Opt-In Methode hast du die Möglichkeit, z.B. den AGBs oder Cookie-Bestimmungen zuzustimmen. Du musst also selbst aktiv die Boxen “auswählen”.
Bei der Opt-Out Methode geht das Unternehmen davon aus, dass du deine Einwilligung gibst. Du musst diese aktiv zurückziehen [20].
Mit Matomo ganz auf eine Einwilligung verzichten
Eine Einwilligung für das Tracken der Nutzer*innen wird nicht benötigt, wenn die erhobenen Daten ausschliesslich für die Analyse des Verhaltens auf der Website gebraucht werden. Deshalb dürfen die Nutzer*innen nach dem Verlassen der Website auch nicht weiter verfolgt werden. Zudem müssen die Daten vollständig anonymisiert werden [21]. Wie oben bereits aufgegriffen, bietet dir Matomo Funktionen, die all dies automatisch für dich machen [22].
Vor- und Nachteile der Anonymisierung
Der grösste Vorteil beim Verzichten auf eine Einwilligung ist, dass das Nutzungserlebnis auf der Website nicht mehr durch den Banner beeinträchtigt wird. Wir fragen uns jedoch, ob das Fehlen eines Banners das Vertrauen in eine Website beeinträchtigt.
Der grosse Nachteil ist, dass die gesammelten Daten so anonymisiert werden, dass sie nicht mehr einzelnen Besucher*innen zugeordnet werden können. Das beinhaltet auch, dass wiederkehrende Besucher*innen schwieriger zu identifizieren sind. Die Daten sind deshalb für viele Statistiken unbrauchbar und grundsätzlich weniger aussagekräftig [22, 23].
Matomo in der Praxis
Conversion Optimierung - der heilige Gral des Online Marketings
Conversion Optimierung ist gefühlt das wohl grösste Buzzword im Online Marketing. Du fragst dich warum? Weil das ultimative (indirekte) Ziel fast jeder Marketing Aktivität auf das Generieren von Umsatz (Performance) runtergebrochen werden kann. Branding? Mehr verkaufen. Social Media? Mehr verkaufen. Newsletter? Mehr verkaufen.
Exkurs: Conversion
Conversion bezeichnet die Umsetzung von Klicks auf einer Website in eine gewünschte Handlung. Unternehmen haben unterschiedliche Ziele, also passieren Konversionen auf verschiedene Arten [24]:
- Bestellung
- Download
- Verweildauer auf der Seite
- Anmeldung für den Newsletter etc.
Warum ist die Conversionrate denn eine so wichtige Kennzahl? Der Deckungsbeitrag wird dadurch massgeblich beeinflusst: Eine Verdoppelung der Conversionrate kann bei gleichbleibendem Input (z.B. Webseitenbesucher*innen, Ad Budget) zu einer Verdreifachung des Deckungsbeitrages führen [24].
Abb. 4: Rechenbeispiel Hebel Conversionrate [24]
Doch hier liegt ein grosser Stolperstein. Mehr "Marketing machen", heisst nicht automatisch mehr zu verkaufen. Die Interaktionen mit Inhalten, Webseiten, Kampagnen, User Interfaces etc. müssen laufend erfasst, ausgewertet und optimiert werden, um auch effektiv zu sein. Und zwar anhand den Einsichten aus echten Nutzerdaten. Genau hier hilft Matomo mit seinen vielfältigen Analyse-Funktionen.
Damit du dir besser vorstellen kannst, was Matomo alles kann, schauen wir uns jetzt drei hypothetische Einsatzgebiete an:
Als erstes werden wir mit Hilfe von Matomo eine eigene Geschäftsidee validieren und herausfinden, wie wir den Product-Market-Fit erreichen.
Anschliessend schauen wir uns an, wie mit echten Nutzerdaten eine Website verbessert werden kann. Zum Schluss beschäftigen wir uns damit, wie du mit den Daten aus Matomo dein E-Commerce Shop zum fliegen bringst.
Startup gründen basierend auf den Einsichten aus Matomo
Wie du bestimmt weisst, beginnt jedes Geschäft mit einer Idee. Es macht Sinn diese Geschäftsidee zuerst zu testen, bevor viel Geld aus dem Fenster geworfen wird. In der Regel werden dafür zuerst verschiedene Wertversprechen oder in Englisch “Value Propositions” und die dazugehörigen Landingpages erstellt. Diese werden dann mit bezahltem Traffic bombardiert, um herauszufinden ob auch Interesse in der Zielgruppe besteht.
Angenommen, das Interesse ist vorhanden. Dann sollte erfasst werden, woher (z.B. Facebook, Google, etc.) die Interessengruppe kommt. Hier kommt Matomo ins Spiel. Die Kampagnen Tracking Funktion ermöglicht es herauszufinden, von welchem Kanal die Besucher*innen kommen [25]. Weiter besteht auch die Möglichkeit zu verfolgen, auf welches Wertversprechen die Nutzer*innen am besten reagieren. Zusätzlich kann das ganze Verhalten auf der Landingpage nachvollzogen werden. Zum Beispiel kann die Durchklickrate (hat Interesse), die Absprungrate (hat kein Interesse mehr) oder die Konversionsrate (hat sich entschieden auf das Angebot zu kaufen) ermittelt werden. In Kombination mit den Daten von den jeweiligen Werbeplattformen (Facebook Business, Google Ads etc.) können dadurch die nächsten Schritte festgelegt werden.
Sprich, soll die Geschäftsidee weiter verfolgt werden oder muss du noch einmal über die Bücher und die Idee oder die Value Proposition überdenken?
Die Daten, die dir Matomo bei einem solchen Test liefert, können im Idealfall ausschlaggebend für eine erste Finanzierungsrunde sein. Natürlich ist das hier nur ein kleiner Abriss, aber wir werden später noch einmal darauf eingehen, wie du Matomo zielgerichtet einsetzen kannst.
Pimp my Website
Die User Experience einer Website ist das A und O, um erfolgreich im Web zu sein. Als User Experience werden alle Aspekte des Nutzungserlebnis zusammengefasst [26]. Zum Beispiel das Design deiner Website, die intuitive Bedienung dieser oder auch das äusserst relevante Thema der Barrierefreiheit. Aber was hat das Thema User Experience mit Analytics zu tun? Sehr viel! Du kannst nur gute Entscheidungen zur User Experience fällen, wenn du weisst, wie Nutzer*innen mit deiner Website interagieren.
Matomo kann auch hier Abhilfe leisten. Es lassen sich beispielsweise mehrere Varianten einer Seite oder eines Elements vergleichen (sog. A/B Testing) [27].
Oder es lassen sich Heatmaps erstellen, wo deutlich ersichtlich ist, mit welchen Inhalten und Elementen die Besucher*innen interagieren [29]. Und falls du es ganz genau wissen willst, kannst du auch vollständige Sessions (Nutzung der Website durch eine*n Besucher*in) aufzeichnen [30]. Mit den gewonnenen Daten kannst du anschliessend herausfinden, wie die Besucher*innen deine Website nutzen, mit welchen Inhalten sie sich auseinandersetzen oder wo sie auf Hürden stossen und abspringen.
Diese Einsichten ermöglichen es laufend gestalterische oder inhaltliche Anpassungen zu machen und das Erlebnis auf der Website zu verbessern. Zudem kannst du fortlaufend gemachte Änderungen testen und vergleichen. Eine mögliche Einsicht könnte sein, dass die Website zwar hammer aussieht, aber absolut unbrauchbar ist und die Nutzer*innen sich nicht zurechtfinden. Mit einer besseren User Experience sollte langfristig auch eine höhere Conversion Rate erzielt werden - vorausgesetzt dein Angebot findet Anklang.
Mit datenbasierten Entscheiden bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter
Beim Betreiben eines Onlineshops ist es unerlässlich zu wissen, welche Produkte sich gut verkaufen, wie die Finanzzahlen und KPI aussehen oder wo deine Besucher*innen sich umentscheiden oder auf Schwierigkeiten stossen. Matomo hat hierfür spezielle E-Commerce Analysefunktionen, um dir dein Leben als Shopbetreiber*in zu vereinfachen [31]. So kannst du zum Beispiel Umsatz, Steuern, Versandkosten, Rabatte usw. sowohl über alle Shopper*innen, wie auch auf individueller Ebene erfassen. Besonders die Funktion der Besucherprofile ist spannend. Jede*r einzelne Nutzer*in erhält beim ersten Besuch der Website / des Onlineshops eine einzigartige Besucher*innen ID.
Matomo erstellt für jede*n Besucher*in ein individuelles Profil mit allen gesammelten Informationen seit dem ersten Besuch [32]. Dabei werden Daten wie die Anzahl Besuche, Käufe, Ausgaben, Herkunft usw. gesammelt.
Das ist insofern spannend, da dadurch noch bessere Kundensegmente (z.B. ABC-Kundengruppen, Interessensgruppen, etc.) gebildet und somit bessere Angebote geschnürt werden können. Hinzu kommt, dass dank den schnellen Fortschritten in der Marketing Automatisierung langfristig sogar vollständig personalisierte Angebote aufgrund der jeweiligen Nutzerdaten gemacht werden können. Das ist ein ultimativer Umsatztreiber und Booster für die Kundenbindung.
Matomo bietet, wie andere Analyse-Tools, die Möglichkeit Conversion Ziele wie z.B. Anzahl Verkäufe eines Produkts oder Anmeldungen für den Newsletter zu erfassen. Dadurch ist schnell ersichtlich, ob die Ziele erreicht, über- oder untertroffen werden. Notwendige Anpassungen oder erfolgreiche Muster können übernommen und die Chance auf Erfolg erhöht werden. Zudem bietet Matomo Funktionen für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) an [33]. Dass ein Shop in den Suchmaschinen gefunden wird, ist essentiell für den langfristigen Erfolg bzw. bessere Margen. Matomo zeigt beispielsweise auf, welche Keywords sehr gut performen, woher der organische Traffic stammt oder wonach die Besucher*innen in der Suchmaschine genau suchten, bevor sie in den Onlineshop gelangten.
Wie du siehst, die Möglichkeiten von Matomo scheinen fast endlos und können Anfängerinnen überwältigen. Zum Abschluss dieses Kapitels schauen wir uns deshalb an, wie du das Beste aus Matomo rausholen kannst.
Abb. 5: Matomo x Buzz Lightyear
Das Beste aus Matomo rausholen
Daten werden oft als das neue Gold betitelt. Doch das stimmt nur, wenn daraus auch wertvolle Einsichten generiert werden können. Daher ist es besonders wichtig, dass das Datentracking und vor allem die Analyse zielgerichtet ist. Voraussetzung dafür ist, dass einerseits genug Daten vorliegen und andererseits die Daten valide sind [34].
Bevor du mit der Datenanalyse und dem Tracking beginnst, überlege dir, welche Daten du wofür benötigst. Definiere von Beginn an, welche Datenstruktur du benötigst und welche Daten in deinen Reports enthalten sein müssen, um wertvolle Einsichten für dein Unternehmen zu generieren. Wie oft ein Produkt angeschaut wird, sagt nämlich nicht zwingend etwas über die tatsächlichen Verkäufe dieses Produkts aus. Gerade als Anfänger*in ist es daher sinnvoll sich Zeit zu nehmen und das Thema strukturiert und Schritt für Schritt anzugehen. Matomo kann dabei helfen, weil du die wichtigsten Analysefunktionen in einem Tool hast und dieses modular aufgebaut ist. Lass dich nicht von den vielfältigen Funktionen verleiten und setze Matomo zielgerichtet für deinen Zweck ein.
Da wir jetzt einige Einsatzgebiete von Matomo genauer beleuchtet haben, gehen wir zum Schluss noch auf die Unterschiede zwischen Matomo und dem Platzhirschen Google Analytics ein.
Matomo vs. Google Analytics
Wenn du dich bereits ein wenig mit Analyse-Tools auseinander gesetzt hast, dann bist du bestimmt bereits auf Google Analytics gestossen. Google Analytics ist das kostenlose, webbasierte Tool von Google. Mit einem Marktanteil von über 80 Prozent ist es dabei mit Abstand die Nummer Eins unter den Webanalyse-Diensten [6]. Da Matomo immer mit Google Analytics im direkten Vergleich steht, gehen wir näher auf die Unterschiede ein, die zwischen Matomo und dem unangefochtenen Marktführer Google Analytics bestehen:
- Funktionen
Beide Tools bieten dir gratis einen ähnlichen Funktionsumfang an. Da Matomo jedoch auf einer Plug-In Architektur basiert, bietet es eine grosse Anzahl an Anpassungsmöglichkeiten. Durch einen offenen Marktplatz kannst du jederzeit deine Matomo Plattform mit Plug-Ins erweitern. Zurzeit stehen im Marktplatz über 70 verschiedene Plugins zur Verfügung, die teils kostenlos und teils kostenpflichtig sind. Wenn du unter all diesen Plug-Ins immer noch nicht die richtige Funktion gefunden hast, kannst du dein eigenes Plugin entwickeln lassen [35, 36]. Somit bietet Matomo hier ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten an.
- Datenqualität
Bei Google Analytics kann es sein, dass nur eine Teilmenge deiner Daten ausgewählt und die dort erkannten Trends für die Analyse und Berichterstattung verwendet werden (Data Sampling). Dieser Prozess ist weit verbreitet, um grosse Datensätze effizient und in einer angemessenen Zeitspanne zu analysieren. Wenn Google Analytics jedoch nur eine kleine Teilmenge deines Traffics analysiert, kann es sein, dass die ausgewählte Stichprobe möglicherweise nicht repräsentativ ist. Je kleiner die Stichprobengrösse, desto ungenauer werden die berichteten Verkehrsdaten [37]. Matomo hingegen meldet dir immer alle Daten und filtert nicht einige heraus. Somit werden sämtliche Daten vollständig zur Auswertung herangezogen. In der kostenfreien Variante limitiert Google die Datenauswertung auf 10 Millionen Aktionen monatlich. Matomo hingegen gibt keine Limits vor. Matomo begrenzt auch die Anzahl der zu analysierenden Webseiten pro Account nicht [35]. All dies führt zu einer sehr hohen Daten-Präzision und -Qualität beim Tool von Matomo.
Abb. 6: Matomo Datenpräzison im Vergleich zu Google Analytics
- Datenschutz & Hosting
Wie oben erklärt ist die Installation von Mamoto durch das Hosten auf dem eigenen Server etwas aufwändiger. Dadurch erhält Mamoto aber auch einen ausschlaggebenden Vorteil gegenüber Google Analytics. Du verfügst bei Mamoto zu 100% die Hoheit über deine gesammelten Daten. Im Gegensatz zu Google Analytics entspricht Mamoto der DSGVO und bietet dir als Nutzer*in eine höhere Rechtssicherheit. Gerade für Unternehmen, die gesetzlich zum Datenschutz verpflichtet sind (z.B. Ärztinnen und Ärzte, Apotheken, Rechtsanwalt*in etc.), ist das ein wichtiger Aspekt [35]. Das Hosting auf dem eigenen Server heisst natürlich auch, dass du dich um die Sicherheit der von den Besucher*innen erhobenen Daten selbst kümmern musst. Mehr zum Datenschutz erfährst du weiter oben im Abschnitt: “Datenschutz als Matomos grösster Vorteil”.
Fazit
Matomo ist ein ausgeklügeltes Analytics Tool und kann vom Funktionsumfang mit Google Analytics mithalten. Teilweise übertrifft Matomo die Funktionen von Google Analytics sogar, da nicht auf andere Tools wie Hotjar zurückgegriffen werden muss.
Welche Software man nun verwendet, ist unserer Meinung nach vor allem eine idealistische Entscheidung. Wenn dir zusätzlicher Datenschutz und grösstmögliche Unabhängigkeit von Google wichtig sind, dann ist Matomo die richtige Wahl für dich. Falls du dich jedoch schon im Google Universum bewegst, kannst du auch gleich auf Google Analytics zurückgreifen und von den Netzwerkeffekten der Google Marketing Plattform profitieren.
Die Autor*innen
Peter Winkelmann
Linda Li
Caroline Balsiger
Meryl Schaffhauser
Simon Bieri
Quellenverzeichnis
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[3] SEO-Küche Internet Marketing GmbH & Co. KG (n.a.). Webanalyse, https://www.seo-kueche.de/lexikon/webanalyse/, Abgerufen am 29.04.2021
[4] Advidera GmbH & Co. KG (n.a.). Click Path, https://www.advidera.com/glossar/click-path/, abgerufen am 29.04.2021
[5] Gröne F., Péladeau P., and Samad A. R. (2019), Tomorrow’s data heroes, https://www.strategy-business.com/article/Tomorrows-Data-Heroes, abgerufen am 29.04.2021
[6] BuiltWith® Pty Ltd (2021), Audience Measurement Usage Distribution on the Entire Internet: Statistics for websites using Audience Measurement technologies, https://trends.builtwith.com/analytics/audience-measurement/traffic/Entire-Internet, Abgerufen am 29.04.2021
[7] Quintel D. F., Wilson R. (2020), Analytics and Privacy: Using Matomo in EBSCO’s Discovery Service, https://doi.org/10.6017/ital.v39i3.12219, Abgerufen am 29.04.2021
[8] Matomo (2018), Piwik Analytics becomes Matomo to reflect Users’ Privacy Focus, https://matomo.org/blog/2018/01/piwik-analytics-becomes-matomo-to-reflect-users-privacy-focus/, Abgerufen am 29.04.2021
[9] BuiltWith® Pty Ltd (2021), Audience Measurement Usage Distribution in Switzerland: Statistics for websites using Audience Measurement technologies, https://trends.builtwith.com/analytics/audience-measurement/country/Switzerland, Abgerufen am 29.04.2021
[10] uscreen GmbH (n.a.), Matomo - Funktionen und Einsatz der Webanalyse,
https://uscreen.de/blog/matomo-webanalyse-funktionen-und-trackingmoeglichkeiten, Abgerufen am 29.04.2021
[11] Web Analytics mit Kopf (2020), Matomo Dashboard Überblick - (Tutorial deutsch), https://www.youtube.com/watch?v=jI7fBzdnRJk&t=11s&ab_channel=WebAnalyticsmitKopf, Abgerufen am 29.04.2021
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[13] Jennifer L. (2021), What are Cookies?, https://www.privacypolicies.com/blog/cookies/, Abgerufen am 29.04.2021
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